- Inhalt aus dem BUNTE-Magazin -
Saskia Vester Er gab den Hausmann, ich machte Karriere
von BUNTE Magazin
Saskia Vester über ihre ungewöhnliche Ehe, ihre stürmische Pubertät, die Sorge um ihre Mutter und einen bitteren Schicksalsschlag.
Nanny McPhee, Mrs. Doubtfire und Mary Poppins – diese drei berühmten Super-Nannys aus beliebten Kinofilmen haben eine coole Kopie in TV-Liebling Saskia Vester (61) bekommen. Als Kindermädchen in der gleichnamigen ARD- Fernsehreihe (am 21. 5.: "Das Kindermädchen: Mission Italien") löst sie auf unkonventionelle Weise die Probleme ihrer Gastfamilie. Ob kranke Mütter, fremdgehende Väter und pubertierende Kinder – Saskia Vester hat für alles eine Lösung. So wie im wahren Leben. Karriere, Kids und vier Enkel sind ihr Antriebsmotor. Und Ehemann Robbie (62)ist seit 36 Jahren das i-Tüpfelchen ihres turbulenten Lebens.
Wie waren Sie als Kind?
Renitent! Die jüngste von dreien, ein sehr freches Kind, was von Haus aus Aufmerksamkeit auf sich zog. Aber Mama hat immer zu mir gestanden – vor allem in der Schulzeit. Da hatte ich große Schwierigkeiten mit den Obrigkeiten.
Saskia Vester: "Ich habe mich nicht leiden können"
Nach wem kommen Sie diesbezüglich?
Nach dem Papa. Er ist ein Querdenker gewesen und hat uns auch so erzogen: "Bildet euch eure eigene Meinung", hat er gesagt, "ich komme aus dem Nazireich und nur, weil irgendeiner ein paar Etagen höher sitzt, ist das trotzdem nur ein Mensch und kann ein Arsch sein"– so bin ich erzogen worden.
Es heißt ja so schön: "Brave Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin..."
Ich war eher die, die überall hinkommt. Die größte Probe elterlicher Liebe hab ich ihnen in meiner Pubertät abverlangt. Ich habe mich nicht leiden können und bin dementsprechend mit meiner Umwelt umgegangen. Und dann habe ich eine große Familienkrise herbeigeführt.
Was haben Sie angestellt?
Bin ein halbes Jahr nicht in die Schule gegangen, sondern saß lieber mit meiner Clique am Monopteros im Englischen Garten. Da war ich 15. Dann flog das auf ... Es gab eine riesen Krisensitzung, die ich so noch nie mit meinen Eltern erlebt hatte. Danach war ich wieder in der Spur, weil ich gespürt habe, wie erschüttert meine Eltern von diesem Vertrauensbruch waren. Trotzdem hat meine Mama mich immer geliebt! Ihre Liebe hat mich eine starke Frau werden lassen.
Saskia Vester über ihren Mann: "Wenn man den richtigen Partner hat, dann kann man auch Karriere machen und Kinder haben!"
Und nun müssen Sie sich gerade große Sorgen um Ihre geliebte Mutter machen?
Ja! Sie ist gestürzt, musste an der Schulter operiert werden, litt nach der Narkose etwas unter Verwirrtheit. Dabei ist sie mit ihren 93 noch so fit. Ärgert sich, wenn E-Mails nicht richtig ankommen, denn sie schreibt mit Freude Leserbriefe an die "Süddeutsche Zeitung". Aber da sie immer für Überraschungen gut war, hoffe ich auch jetzt das Beste.
Ihre Eltern haben Sie sehr geprägt?
Die waren auch echt cool. Meine Mutter gehörte zu der 68er-Generation, die auch fashionmäßig vorn mit dabei war. Allein schon, weil wir ein Häuschen in St-Tropez hatten. Und sie war eine Working Mum! Als mein Vater sich mit seinem Umwelt-Institut selbstständig machte, war sie seine Managerin. Er war auch kein verschrobener Biochemie-Professor. Er spielte Saxofon, Klavier, liebte Jazz und den Film. So waren bei uns zu Hause immer viele Künstler und Schauspieler – dadurch bin ich infiziert worden!
Und gehören heute zu den meistbeschäftigten Schauspielerinnen bei uns!
Wenn man den richtigen Partner hat, dann kann man auch Karriere machen und Kinder haben! Sonst geht das nicht. Einer muss zu Hause das Schiff steuern. Ich war dafür zu viel unterwegs.
Saskia Vester hat ein Kind verloren
Warum war Ihr Robbie der Richtige?
Er hat sich entschieden, den Hausmann zu machen! Sieben Jahre hat er sich um unsere beiden Kinder gekümmert, bis sie aus dem Gröbsten raus waren. Mitleidig wurde ich gefragt: "Wie geht’s denn deinem Mann damit ...?"Vor allem Männer konnten das kaum begreifen. Frauen kommentierten: "Großartig, dass er so ein Opfer bringt."Wir stecken halt immer noch in alten Klischees fest. Aber mein Mann kam damit prima klar.
Seine große Liebe hat Sie auch gerettet, als Ihnen Schlimmes widerfahren ist.
Ich habe in den USA mit Dieter Wedel 1987 den Film "Wilder Westen inclusive"gedreht. In meinem Vertrag stand, dass ich nach der Landung fünf Tage Pause mache, da ich im dritten Monat war. Doch Wedel ließ mich sofort eine Flughafenszene drehen. Mit Jetlag, nicht textsicher, patzte ich. Er bekam einen seiner cholerischen Anfälle, schrie mich vor allen zusammen. Da hab ich mich ziemlich aufgeregt, bin in die Maske geflüchtet und – na ja, kurz darauf habe ich das Kind verloren. Da lag ich dann in Santa Monica im Krankenhaus.
Warum haben Sie ihn nicht verklagt?
Was hätte ich denn machen sollen? Und dann bin ich zum Glück vier Monate später wieder schwanger geworden und habe meinen Sohn Bruno geschenkt bekommen.
Wie hat Sie das Muttersein verändert?
Es hat so viel Liebe in mein Herz gedrückt. Hat die besten Seiten in mir hervorgebracht. Ich bin sehr friedfertig geworden.
Interview: Marion Brandl